Mein Blog.
Juni 2025 (2.0)
Nein. Ja. Beides.
Ich atme tief durch. Schließe kurz die Augen. Ich lausche.
Mein Sohn, der sonst regelmässig mit aussagekräftigen Kurzantworten wie "Gut." (Auf die Frage, wie es im Kindergarten war.) oder "Ich weiß nicht." (Auf die Frage, was er dort so gespielt habe.) hervorsticht, legt los. "Mama? Mama! Mama! Mama! MAAAMAAAAA!", tönt es aus dem Nebenzimmer.
Wir sind wieder auf diesem Punkt. Sein Bedürfnis nach Gemeinschaft und Spiel und Spaß nimmt Anlauf, wird laut und intensiv......und trifft auf mein Bedürfnis nach Entspannung und eigener Kreativität.
Ich kenne das und wundere mich nicht zum ersten Mal über die Wiederholung genau des gleichen Ablaufes. Es passt nicht zusammen.
Soll ich wieder gegen mich entscheiden? Gegen meine eigene Grenzen? Und warum fühlt es sich insgeheim im Inneren doch immer ein bisschen schlecht an, wenn ich mich jetzt nicht kümmere? Mein Kopf schwirrt. Ich spüre meine nackten Füße auf dem Steinboden. Kalt ist der. Ich bin wieder im Moment, nehme wahr, was es jetzt braucht - für mich. Mein Sohn hat alles, also sage ich Nein.
Nein. Ein Wort wie jedes andere. Ein Wort, an dass wir uns nach dem Mutterwerden erst einmal wieder erinnern müssen. Nein, ich bin jetzt gerade nicht verfügbar.
Und mein Sohn? Er lernt in diesem Moment etwas Entscheidendes. Dass seine Mama sich um sich kümmert, um dann später wieder aufmerksam da sein zu können. Er lernt, dass jeder Mensch mit seinen Bedürfnissen wichtig ist. Er wird lernen, wie wichtig es ist, seine eigenen Grenzen zu spüren und darauf zu achten. Hier mache ich einen Punkt.
Lächelnd entscheide ich mich in diesem Moment für ein großes Ja und genieße einen Moment der Wertschätzung für mich selbst.
Juni 2025
Akku alle.
Es gibt Tage, da frage ich mich, warum am Ende meiner Energie noch so viel Tag übrig ist. Ich würde mich dann am liebsten in die Ecke setzen und streiken. Die Unruhe kocht hoch. Ich will nicht mehr.
Schnell meldet sich die innere Kritikerin und feuert, dass es vielen Müttern so geht. Ich solle mich mal nicht so anstellen. Was am Ende bleibt, wenn ich doch weitermache, ist die Erschöpfung.
Es hat Zeit gebraucht, um zu erkennen, dass ich dieser Kritikerin nicht über den Weg trauen kann. Und dass sie aus einem bestimmten Grund da ist, der aber heute nicht mehr relevant für mein Leben ist. Ein Teil von mir bleibt sie trotzdem.
Und die Erschöpfung? Sie kommt. Immer wieder. Baut sich auf und hat die Kraft mich unter sich zu begraben. Dann kann ich nur eins machen: Stehen bleiben und spüren, dass ich mal wieder meine eigenen Grenzen nicht beachtet habe. Dass die feine und leise Sprache meines Körpers unhörbar für mich war.....während ich so durch den Tag gehetzt bin.
Die Erschöpfung der Frauen und Mütter - nichts Neues eigentlich. Und doch war ich überrascht, wie stark der sogenannte emotional load uns jeden Tag immer wieder aussaugt. Ja, die Historie vom einstigen Familiengefüge spiegelt sich darin. Schon klar. Wissen wir. Frau ist das emotionale Rückgrat der Familie. Doch sind wir nicht schon weiter als das? Dachte ich zumindest. Möchte ich glauben.
Und dann gibt es Menschen mit einer Superpower - wie mich. Sie spüren viel mehr und nehmen alle Reize von außen intensiver auf. Hochsensibilität - ein Geschenk und eine Herausforderung zu gleichen Teilen. Erst kürzlich habe ich einen Artikel zum Thema Burnout bei Hochsensiblen gelesen. Es hat mich tief bewegt. Wiederkehrende Erschöpfung ist ein Signal dafür.
Wir dürfen hinschauen. In erster Linie bei uns selbst. Wir dürfen unsere eigenen Grenzen laut äußern, ohne uns dabei schlecht zu fühlen. Wir dürfen für uns sorgen.
Sei es dir wert.